Pressemitteilung Getreide
Heterogene Ernte fordert den Handel heraus
Köln - Die Landwirte in Deutschland konnten die Getreideernte in diesem Jahr nur unter erschwerten Bedingungen einbringen. Der Drusch wurde immer wieder durch Regenfälle unterbrochen. Vielerorts konnte das Korn nur mit hohen Wassergehalten eingebracht werden. Daneben war die Ernte von stark schwankenden Qualitäten beim Hektolitergewicht, den Fallzahlen und Proteingehalten gekennzeichnet.
„Im privaten Landhandel haben die Landwirte in diesem Jahr wieder einen verlässlichen Partner bei der Erfassung, Aufbereitung und Vermarktung des Getreides“, erklärte Ludwig Striewe, ATR Landhandel GmbH, Ratzeburg, anlässlich des BVA-Nacherntegesprächs am Dienstag in Köln. Die wachsende Schlagkraft in den landwirtschaftlichen Betrieben und Lohnunternehmen fordert den Erfassungshandel aber weiter heraus. Mit dem Risikomanagement für die Landwirte, der Logistik, der Aufbereitung und Lagerung direkt aus der Ernte sowie dem Export nimmt der Landhandel eine zentrale Funktion in der Wertschöpfungskette vom Landwirt zum Verbraucher ein.
Eine deutlich kleinere Weizenernte in Deutschland trifft auf eine weltweite Rekordernte von 743 Mio. t. Für Deutschland liegen die Ernteschätzungen für Getreide insgesamt zwischen 43,5 Mio. t (Deutscher Bauernverband) und 45,5 Mio. t (Bundeslandwirtschaftsministerium). Beim Weizen geht das Ministerium von 24,6 Mio. t aus, der DVB sieht nur 22,9 Mio. t. Bei Roggen (3,23 zu 3,1 Mio. t), Wintergerste (9,0 zu 8,8 Mio. t), Sommergerste (1,83 zu 1,8 Mio.t) und Triticale (2,44 zu 2,5 Mio. t) liegen die Einschätzungen dicht beieinander. Damit fällt die Getreideernte deutlich kleiner aus als im Vorjahr, kann den mehrjährigen Durchschnitt aber halten. Die Rapsernte wird vom Ministerium auf 4,6 Mio. t (DBV: 4,5 Mio. t) geschätzt, das sind etwa 20 Prozent weniger als 2015 und rund 10 Prozent weniger als im langjährigen Mittel.
Bundesweit brachte die Getreideernte regional sehr heterogene Ergebnisse bei den Mengen und Qualitäten. In Thüringen freuten sich die Landwirte über Rekorderträge, in Vorpommern sorgten Auswinterungsschäden und Trockenheut für starken Einbußen. Im Westen litten die Bestände unter großen Niederschlagsmengen und zu geringem Sonnenschein. Wegen zu niedriger Fallzahlen und Hektolitergewichte erreicht dort ein erheblicher Teil der Weizenernte nur Futterqualität.
„Insgesamt stehen in Deutschland ausreichende Mengen an Brotweizen zur Verfügung, um die heimischen Mühlen zu beliefern und auch den Export zu bedienen, allerdings kann es regional durchaus zu einer knapperen Versorgungslage kommen, die dann überregional bedient werden muss “, betont Striewe. Durch Qualitätsprobleme in anderen EU-Ländern ergeben sich zudem Exportchancen innerhalb der EU. Das Exportgeschäft in Drittländer läuft derzeit nur auf sehr niedrigem Niveau und wird wahrscheinlich erst später im Jahr und nach dem Jahreswechsel an Fahrt gewinnen, wenn die Ausfuhren aus der Schwarzmeerregion abebben.
Aus der Ernte heraus ist in diesem Jahr kein Verkaufsdruck entstanden. Der private Landhandel sieht angesichts des aktuellen Preisniveaus auch keinen Grund die gerade erst eingelagerte Ware überstürzt zu verkaufen. Landwirte sollten aber auch nicht alles auf die Karte setzen und nur auf einen sehr späten Vermarktungszeitpunkt setzen. Derzeit werden große Ernten in Argentinien und Australien erwartet, die den internationalen Markt auch in zweiten Hälfte der Saison bedienen können. Deshalb erscheint es ratsam den Markt ständig beobachten und zwischenzeitliche Preishochs für Teilverkäufe nutzen, rät Striewe.
Der Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA) ist die Interessenvertretung des privaten Agrarhandels in Deutschland. Unsere Mitgliedsunternehmen bereiten, die von der Landwirtschaft gelieferten Agrarrohstoffe, wie Getreide und Ölsaaten, qualitativ durch Trocknung und Reinigung auf und vermarkten diese Produkte als Nahrungs- und Futtermittel im In- und Ausland. Zudem vertreiben sie sowohl Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemittel als auch Futtermittel an die Landwirtschaft. Unsere Mitglieder haben eine entscheidende Funktion in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette inne.
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