Getreidehandelstag 2018

13.06.2018

Diskussion über Ackerbaustrategie

Welche Landwirtschaft wollen wir? Das war eines der Haupthemen auf dem Getreidehandelstag 2018 Mitte dieser Woche auf Burg Warberg. Mit Prof. Dr. Folkard Isermeyer, von Thünen-Institut, Braunschweig, diskutierten auf dem diesjährigen Handelstag auch DBV-Vizepräsident Wolfgang Vogel und Jan Plagge, Präsident der Bioland e.V., Mainz, über die Landwirtschaft der Zukunft. „Wir müssen uns verändern, wir dürfen uns der Diskussion nicht entziehen“, erklärte Prof. Isermeyer zu Beginn seines Vortrags. Er machte deutlich, dass das Agribusiness in Deutschland einen Beitrag zur globalen Ernährungssicherung zu leisten hat. Der BVA ist neben weiteren Branchenverbänden Mitveranstalter des Getreidehandelstages auf Burg Warberg.

Das Ringen um den richtigen Weg

Hintergrund ist, dass das Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) angekündigt hat, neben der Empfehlung zur gemeinwohlorientierten Gemeinsamen Agrarpolitik der EU nach 2020 in Kürze auch eine eigene Ackerbaustrategie vorzulegen. Vom Zentralausschuss der Deutschen Landwirtschaft (ZDL) mit den Verbänden Deutscher Bauernverband (DBV), Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Verband der Landwirtschaftskammern (VLK), Deutscher Raiffeisenverband (DRV) und der Zentralverband Gartenbau (ZVG) liegen mit der Zukunftsstrategie Ackerbau bereits konkrete Empfehlungen vor.

Der DBV-Vizepräsident ging bei dieser Gelegenheit nochmals auf einige Kernthemen der Ackerbaustrategie des ZDL ein: „Fruchtfolge vielfältig gestalten – Digitalisierung nutzen – Organische Düngung in Ackerbaubetrieben ausweiten – neue Verfahren in der Pflanzenschutz-Applikation.“ Vogel sprach sich an dieser Stelle für eine fünf- bis siebengliedrige Fruchtfolge aus. „Wenn wir nur Weizen, Stoppelweizen und Zuckerrüben anbauen, hat das mit guter Landwirtschaft nichts zu tun“, so Vogel. Plagge fordert mehr Forschung und Beratung für stabile nachhaltige Betriebssysteme. Um diese verbessern zu können, muss der Landwirt jedoch die Nachhaltigkeitsleistungen seines Betriebssystems kennen..

Sinkender Düngemitteleinsatz fordert innovative Pflanzenzüchtung

Veränderte Rahmenbedingungen für Getreide in Anbau und Nutzung aus Sicht der Züchtung war das Thema von Dr. Andreas von Felde, KWS Lochow, Bergen. Sein Resümee lautete, dass die Reform der deutschen DüngeVerordnung erhebliche Veränderungen im Getreideanbau und dessen Nutzung in Food und Feed mit sich bringen wird. Der Weizenexport wird sich weiter an Rohprotein und Fallzahl ausrichten und nicht an deutschen Verordnungen, erklärte von Felde. Stoppelweizen wird häufig nicht in die Nährstoffbilanzen passen und sollte überdacht werden. Der Düngemitteleinsatz wird weiter deutlich zurückgehen. Die Futtermittelindustrie kann proteinreiche A-Weizen nicht mehr für Endmastfutter beim Schwein gebrauchen. Roggen wird immer interessanter und besitzt Wirkungen seiner Faserbestandteile, die zusätzlich Beachtung finden. Das Wissen um Sorteneigenschaften kann einige der aufkommenden Praxisprobleme lindern. Im Kern ist das auch eine fordernde Zeit für die Pflanzenzüchtung.

Anhaltende Trockenheit könnte Ausfuhrpotential begrenzen

Oliver Balkhausen, ADM, Hamburg, und Thorsten Tiedemann, Getreide AG, Hamburg, gaben einen Überblick über das weltweit zu erwartenden Getreideaufkommen. Danach ist in vielen bedeutenden Anbauregionen auf Grund fehlender Niederschläge mit Ertragseinbußen zu rechnen. Die aktuellen Produktionszahlen sind im USDA-Bericht dieses BVA-Infos zu entnehmen. Beide Referenten waren tendenziell bullish gestimmt, was die Marktaussichten anbetrifft. Beide gaben an, dass sich für Deutschland und die EU somit bessere Exportmöglichkeiten ergeben könnten. Angesichts der teils lang anhaltenden Trockenheit in einigen Landesteilen Deutschlands sieht Tiedemann allerdings begrenztes Ausfuhrpotenzial: „Weitere Ertragseinbußen rationieren den Export.“ Nach seiner Einschätzung dürften die Endbestände bei einer zu erwartenden Weizenproduktion von 23 Mio. t im Wirtschaftsjahr 2018/19 auf ein Minimum sinken.