Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Ukraine gefordert
Über drei Monate nach dem Angriff der Ukraine durch Russland spitzt sich die Situation für die landwirtschaftlichen Betriebe in der Ukraine dramatisch zu. Die Blockaden der ukrainischen Schwarzmeerhäfen bestehen weiterhin und jüngst wurde ein Getreideterminal in der Nähe von Mykolajiw beschossen und zerstört. Im Durchschnitt verlassen in Friedenszeiten monatlich
5 bis 6 Mio. t Getreide, Ölsaaten, pflanzliche Öle und Ölschrote die Ukraine auf dem Seeweg. Damit versorgt das Land viele Länder im Nahen Osten, Nord- und Subsaharaafrika und Asien. Aber auch Portugal, Spanien, Italien und Griechenland, die sich aufgrund ihrer klimatischen Bedingungen nicht ausreichend selbst versorgen können, sind Importeure von ukrainischem Getreide. Derzeit können Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine aufgrund der mangelnden Transportkapazitäten nicht vermarktet werden. Das hat zum einen gravierende Auswirkungen auf die Liquiditätssituation landwirtschaftlicher Betriebe in der Ukraine und zum anderen auf die Preisentwicklung von Nahrungs- und Futtermitteln auf dem Weltmarkt mit verheerenden Folgen insbesondere für Getreideimportländer. Nur wenn die Ernteprodukte aus der Ukraine zügig und preiswert in der EU bewegt werden können, kann die Lebensmittelversorgung in diesen Ländern erhalten werden. Weiterhin benötigen die ukrainischen Betriebe eine effiziente Versorgung mit Treibstoffen, Saatgut und anderen Betriebsmitteln. Auch das gilt es jetzt zu organisieren! Denn bereits in zwei Monaten beginnt die Aussaat für die Ernte 2023. Damit werden heute die Weichen für die Versorgung der Welt im Getreidewirtschaftsjahr 2023/24 gestellt. Einige Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes DER AGRARHANDEL bemühen sich, die Transporte von ukrainischem Getreide schnellstmöglich zu organisieren, wobei die Abladungen des Getreides von unterschiedlichen Typen von Lkws, Bahnwaggons oder Schiffscontainer logistisch zu bewerkstelligen sowie Zahlungsmodalitäten schnell abzuwickeln sind. Leider stoßen die Unternehmen an Probleme, die sie allein aktuell nicht lösen können. Die Vorschläge der EU, nationale Koordinierungsstellen einzurichten, über die die Flaschenhälse in der Agrarlogistik adressiert und behoben werden sollen, sind deshalb ausdrücklich zu begrüßen. Die adressierten Maßnahmen sind bisher allerdings zu wenig konkret, merkt Martin Courbier an. Es müssen schnell effektive Solidaritätskorridore geschaffen werden, um den massiven Einbrüchen in der landwirtschaftlichen Produktion in der Ukraine entgegenzuwirken, betonte Christof Buchholz.
Es sei an der Zeit, dass eine konzertierte Aktion aus deutscher Politik und der Wirtschaft die Ukraine und ihre Landwirte in diesen schweren Zeiten unterstützen, so DER AGRARHANDEL, der sich am vergangenen Freitag in einem offenen Brief mit konkreten Vorschlägen, wie die Getreidetransporte aus der Ukraine beschleunigt werden können, an die Bundesminister Özdemir (BMEL), Wissing (BMDV), Lindner (BMF) und Habeck (BMWK) wandte.
DER AGRARHANDEL
Der Agrarhandel e. V. ist die Interessenvertretung des Agrarhandels in Deutschland. Seine Mitgliedsunternehmen beliefern die Landwirtschaft mit Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie Futtermitteln. Sie erfassen bundesweit Agrarrohstoffe, wie Getreide und Ölsaaten, und vermarkten sie als Nahrungs- und Futtermittel im In- und Ausland. Auch zählen internationale Im- und Exporteure sowie Makler von Agrarerzeugnissen zu den Mitgliedern. Der Agrarhandel e.V. ging 2022 aus einer Verschmelzung des Bundesverbands Agrarhandel e.V. (BVA) und des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse e.V. (VdG) hervor. Er unterhält Geschäftsstellen in Hamburg und Berlin.
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