Soja-Erklärung

21.07.2017

EU-Minister unterstützen Anbau von Eiweißpflanzen –
Verbände fordern Anpassung an reale Bedingungen

Die Landwirtschaftsminister aus 14 EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, haben Anfang dieser Woche in Brüssel eine gemeinsame Soja-Erklärung unterzeichnet. Sie wollen damit die nachhaltige, zertifizierte und gentechnikfreie Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Eiweißpflanzen, insbesondere von Soja, in Europa stärken.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erklärte dazu, dass die heimischen Eiweißpflanzen gegenüber importiertem Soja noch nicht konkurrenzfähig seien, obwohl sie im Hinblick auf die Nachhaltigkeit überlegen sind. Nach seiner Einschätzung sei die Entscheidung des Europaparlaments, den Pflanzenschutzmitteleinsatz auf ökologischen Vorrangflächen einzuschränken, ein zusätzlicher Rückschlag für den Eiweißpflanzenanbau in Deutschland. Mit der Unterzeichnung der Soja-Erklärung werde jetzt ein Signal für ein stärkeres Engagement für den Leguminosenanbau gesetzt. Schmidt hofft, dass die EU-Kommission die angekündigte Eiweißstrategie jetzt zügig vorlegt, damit gemeinsam diskutieren werden kann, wie eine Versorgung mit nachhaltig erzeugten Eiweißfuttermitteln in der EU gelingt. Mit der nationalen Eiweißpflanzenstrategie habe Deutschland bereits die Grundlagen gelegt, so Schmidt.

Stimmige EU-Strategie zur Verbesserung der Sojaproduktion notwendig

Der EU-Dachverband des Getreidehandels (COCERAL), der europäische Verband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie (Fediol) und der europäische Verband der Mischfutterindustrie (FEFAC) begrüßen grundsätzlich das Ziel, in Europa die Soja-Produktion zu erhöhen. In einer gemeinsamen Erklärung weisen sie jedoch auf das derzeitig hohe Defizit an eiweißreichen Pflanzen und Futtermitteln in Europa hin. Von den 31,2 Mio. t Sojaschrot, die 2015/2016 als Futtermittel in Europa verwendet wurden, stammen demnach nur 1,5 Mio. t aus Sojabohnen, die in der EU angebaut wurden.

Nach Einschätzung der Verbände ist die Erhöhung der europäischen Eiweißpflanzenproduktion zwar wünschenswert, reicht aber nicht aus um das Problem des Proteindefizites und der Importabhängigkeit der EU zu lösen. Die Verbände fordern in diesem Zusammenhang eine bessere Kohärenz der EU-Politik und weisen darauf hin, dass 11 Mio. t eiweißreiche Schrote – hauptsächlich Raps – in direktem Zusammenhang mit der Biodiesel-Produktion stehen und verschwinden würden, wenn der Ausstieg aus Biokraftstoffen aus Nutzpflanzen, der in der Post-2020-Revision der Erneuerbare-Energien-Richtlinie vorgeschlagen wurde, umgesetzt wird. Ignoriert werden dabei nach Ansicht der Verbände auch die erheblichen Anstrengungen der europäischen Unternehmen und ihrer internationalen Partner, Soja aus nachhaltiger Produktion zu importieren. Ferner weisen sie darauf hin, dass GV-Status (gentechnisch verändert) kein Kriterium für Nachhaltigkeit sei.

Die EU-Verbände regen an, dass das neu gegründete Market Observatory for Crops zuerst alle möglichen Auswirkungen untersucht und eine detaillierte Bewertung und Empfehlungen vorlegt, bevor in diesen Fragen endgültige Entscheidungen getroffen werden.

Deutsche Futtermittelhersteller halten Import von Eiweißfuttermitteln für erforderlich

Auch der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) erklärte mit Blick auf die Soja-Erklärung, dass der Import von ernährungsphysiologisch wertvollen Proteinen, zusammen mit dem heimischen Rohstoffangebot nötig sei um die Futtermittelversorgung der Tierbestände in Deutschland sicherzustellen. Diese könne nicht alleine aus europäischen Eiweißfuttermitteln erfolgen. Der DVT schloss sich damit den Aussagen der EU-Dachverbände an.