BVA-Gespräch: Hartelt setzt auf Kooperationen -
Pfälzer Staatssekretär unterstreicht Bedeutung des Agrarhandels
„Der private Agrarhandel hat gestern wie heute eine bedeutende Rolle, wenn es um die Zukunft der Agrarwirtschaft geht: Er ist ein wichtiges Bindeglied in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette, er trägt wesentlich zur Sicherheit und Qualität von Lebens- und Futtermitteln bei und steht unseren bäuerlichen Betrieben partnerschaftlich zur Seite. Vor diesem Hintergrund müssen wir für die Landwirtschaft und den Agrarhandel bestmögliche Rahmenbedingungen schaffen.“ Das betonte der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Mainz, Andy Becht, auf der BVA-Regionaltagung am vergangenen Montag in Alzey.
Agrarhandelsunternehmen verfügen über leistungsstarke Aufbereitungs- und Lagerkapazitäten, um die Märkte kontinuierlich und bedarfsgerecht mit landwirtschaftlich erzeugten Produkten zu bedienen. Agrarhandelsunternehmen sind auch deshalb wichtige Partner der Landwirte, weil sie sich mit nationalen und internationalen Märkten auskennen. Dies sei in Zeiten zunehmend volatiler und deregulierter Agrarmärkte ein unschätzbarer Vorteil. Der BVA unterstrich in diesem Kontext die Bedeutung des Preisabsicherungsinstrumentes der Warenterminbörse. Sie ist unverzichtbar und darf durch überbordenden bürokratischen Aufwand infolge einer Finanzmarktregulierung nicht ausgebremst werden, betont BVA-Geschäftsführer Arnim Rohwer.
„Wir müssen jetzt die richtigen Weichen stellen, um auch in Zukunft auf globalen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn insbesondere die deutsche Wirtschaft lebt auch vom Handel mit Agrargütern“, so Becht wörtlich. In diesem Gefüge sieht der Staatssekretär den Agrarhandel mit seiner Marktexpertise und exzellenten Beratungskompetenz in einer Schlüsselposition.
Becht befürwortet eine wettbewerbsfähige, moderne und innovationsorientierte Landwirtschaft, die eigenverantwortlich, von Quoten und Mengensteuerungen befreit, sowie effizient und fair mit den Ressourcen umgeht. Darüber hinaus gelte es, die Digitalisierung der Landwirtschaft voranzubringen. Das Pfälzer Landwirtschaftsministerium arbeitet derzeit an dem Aufbau eines „Digitalen Ländlichen Raums“. Hierzu wird ein Fahrplan erarbeitet, der die betriebliche und überbetriebliche Umsetzung des „Smart Farming“ verbessern soll. Der BVA befürchtet auf Grund der Landwirtschaft-4.0-„Euphorie“ ein Wildwuchs unter den Systemen, wohingegen Becht betont, dass sich ähnlich wie in anderen Bereichen mittel- bis langfristig das beste durchsetzen dürfte. Wichtig sei, dass sensible Daten in der Hoheit der Landwirte blieben.
Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- & Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V., Mainz, ging in seinen Ausführungen auf die Zukunft der Landwirtschaft ein. Gerade in den Pfälzer Regionen mit eher kleinstrukturierter Landwirtschaft ist in den nächsten Jahren mit einem merklichen Strukturwandel gerade im Ackerbau zu rechnen, sagte Hartelt vorher. Die politischen Vorgaben z.B. zur DüngeVO oder ein zu erwartender Rückgang von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen werden insgesamt zu deutlich höheren Produktionskosten beitragen. Zudem werden steigende Anforderungen an die Ausbringung von Betriebsmitteln erhebliche Investitionen in die Agrartechnik nach sich ziehen. Diese Entwicklung werde dazu führen, dass Landwirte vermehrt aussteigen oder andere Möglichkeiten der Betriebsorganisation suchen. Hier sieht Hartelt „eine Menge Reserven“ und denkt dabei zum einen an Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben „auf Augenhöhe“, aber auch eine engere Zusammenarbeit mit dem Agrarhandel.